Eigentlich ist „Der Kartograph“ ein ganz normales Gesellschaftsspiel. Doch die Umsetzung im Tabletop Simulator, über den ich gestern berichtet habe, ist hier so gut gelungen, dass das virtuelle Spiel tatsächlich besser spielbar ist als sein reelles Pendant. Doch von vorne…
Das Spiel wird in vier Runden gespielt – Frühling, Sommer, Herbst und Winter. In jeder Runde werden circa 4-6 Karten aufgedeckt, die für alle Mitspieler gelten und euch anweisen, was ihr auf eurem Spielblock einzeichnen sollte. Die Vorgabe kann zum Beispiel sein, vier Wasserfelder in gerader Linie nebeneinander einzuzeichnen. Und während man dies beim echten Spiel tatsächlich mit Stift und Block umsetzt, darf man bei der virtuellen Variante farbige Plättchen wählen, die auf dem eigenen Block „einrasten“. Das sorgt für deutlich mehr Übersicht und auch mehr Flexibilität: denn man kann auf diese Weise die zu zeichnende Form erst einmal auf seinen Block legen und dann mit der Maus drehen oder verschieben, bis man einen passenden Platz gefunden hat. Brillant umgesetzt!
Zu Beginn des Spiels werden vier zufällige Wertungskarten aufgedeckt und den Buchstaben A, B, C und D zugeordnet. In jeder Spielrunde werden nun zwei dieser Wertungen vorgenommen. In Runde 1 (Frühling) A und B, in Runde 2 (Sommer) B und C, in Runde 3 (Herbst) C und D und in Runde 4 (Winter) D und A. Man muss also entsprechend der anstehenden Wertungen versuchen, seine Landschaft aufzubauen. Hier werden im Verlauf einer Runde Karten aufgedeckt, bis zu einem von der Jahreszeit vorgegebenen Kartenlimit. Die Karten können verschiedene Anweisungen enthalten. Zum Beispiel: platziere vier Felder „Dorf“ oder „Wasser“ (nach Wahl des Spielers) in gerader Linie. Also schaut man jetzt zum einen, wo auf dem Tableau noch Platz ist (denn zum Schluss wird es oft ganz schön eng) und wie ich mit der Platzierung die meisten Punkte (in Abhängigkeit der noch anstehenden Wertungen) erreichen kann.
Beschreibung des Spieleverlags: Die nördlichen Reiche sollen endlich urbar gemacht und dem Königreich Nalos angeschlossen werden. Im Auftrag ihrer Majestät Königin Gimnax sollen die Spieler das Land kartieren. Doch auch die Dragul erheben Anspruch darauf. Die Kartographen müssen kluge Grenzen ziehen, um sich zu behaupten und dabei die begehrtesten Ländereien entdecken. Der Kartograph ist ein Flip & Write-Spiel aus dem Roll Player-Universum. Bis zu 100 Spieler können hier darum konkurrieren, die besten Ländereien zu kartographieren. Schnell macht dabei ein clever eingezeichneter Dragul dem Mitspieler einen Strich durch die Rechnung.
Weitere Kartenvorgaben können sein: platziere ein kleines Feld und erhalte eine Münze oder platziere ein großes Feld. Die Münzen bringen vor allem in frühen Spielrunden einen Vorteil, weil Sie am Ende jeder Runde gewertet werden. Eine in Runde 1 erhaltene Münze wird also 4 Siegpunkte einbringen, eine in Runde 3 erhaltene Münze nur noch 2. Außerdem gibt es Ruinenkarten, die bestimmen, dass die Form auf der nächsten aufgedeckten Karte über eines der Ruinenfelder auf eurem Block gebaut werden muss. Ist das nicht mehr möglich (aus Platzgründen oder weil ihr keine Ruine mehr frei habt), dürft ihr diese Form nicht bauen, sondern platziert stattdessen ein einzelnes Plättchen eurer Wahl.
Die gemeinste Karte ist die Monster-Karte. Hier reicht man sein Tableau nämlich an seinen linken oder rechten Mitspieler weiter und dieser platziert einige Monster (nach Vorgabe der Karte) darauf. Diese Monster behindern nicht nur künftige Bauten, weil sie im Weg liegen, sondern bringen auch an jedem noch kommenden Rundenende Minuspunkte für horizontal oder vertikal angrenzende freie Felder. Man sollte also versuchen, die Monster im weiteren Verlauf mit Landschaften zu „umzingeln“. Erwähnenswert sind nun nur noch die Berge auf eurem Tableau. Diese sind fix und können nicht überbaut werden, bringen aber eine Münze (siehe oben), wenn ihr den Berg an allen vier orthogonal angrenzenden Seiten mit beliebigen Plättchen eingebaut haben.
Die Wertung am Ende jeder Runde kann vielfältig sein. Zum Beispiel kann es – je nach zuvor aufgedeckten Karten – Siegpunkt für komplett bedeckte Zeilen oder Spalten geben. Oder es gibt Siegpunkte für die zweitgrößte Ansammlung von roten Gebäuden auf eurem Tableau. Oder für jeden Wald am Rand des Spielblatts. So trägt man Runde für Runde die vier Punktekriterien (zwei Wertungskarten, Münzen, Monster) in seinen Wertungsbereich ein und am Ende gewinnt der mit den meisten Siegpunkten.
Eine Runde ist überaus rasch gespielt und dauert kaum länger als eine halbe Stunde. Das Spiel lässt sich dabei theoretisch mit beliebig vielen Spielern spielen und wird eigentlich nur durch die Größe des Tisches begrenzt. Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und gerne die (kostenlose!) virtuelle Variante ausprobieren möchte, findet hier noch einmal die Regeln zum Nachlesen und hier das Addon für den Tabletop-Simulator (der natürlich ggf. zuvor einmalig gekauft werden muss). Alle anderen können das Spiel natürlich auch in seiner üblichen Form mit Spielblock in jedem gut sortierten Spielwarenladen oder Onlinehandel erwerben.
Eckdaten:
Spiel: „Der Kartograph“ von Jordy Adan (Pegasus Spiele)
Spieler: 1-x Spieler am 10 Jahren (Community-Meinung: schon mit 8 Jahren spielbar, am besten mit 3-4 Spielern)
Spieldauer: 30-45 min.
Anspruch: leicht
Preis: im Tabletop-Simulator kostenlos / als echtes Spiel ca. 18 €
Timo