KW 22-39 23(WoT)

Ich komme echt nicht mehr hinterher.Trotz der sich anbahnenden Hitze habe ich doch enorm viel gespielt, sowohl am Tisch als auch mittlerweile massiv bei Boardgamearena. Hier mal ein (wahrscheinlich nicht vollständiger) Rundumschlag der Monate Juni, Juli, August & September.

Troyes (pearl Games)

Auch wenn die Illustration ersteinmal abschreckt, ist es immer noch eines meiner liebsten semikooperativen Spiele. Mit Würfeln, die wir über Worker kriegen, die in 3 verschiedenen Gebäuden rumlungern, führen wir diverse Aktionen aus. Entweder wir bauen an der Kirche, wehren Ereignisse ab, die unsere Stadt bedrohen, stellen Arbeiter auf Karten, die uns weitere Aktionen  ermöglichen oder schubsen andere Dudes aus den Gebäuden raus. Gut gefällt mir auch die Möglichkeit, Würfel von anderen Mitspielern zu nutzen. Die Anleitung hält allerdings einige Fallstricke bereit.

Krazy Wordz

Neben Decrypto gehört für mich dieses Wortspiel zu meinen Topfavoriten in dieser Kategorie. Wir kriegen am Anfang jeder ein Begriff und aus der Auslage ziehen wir 5 Konsonanten und 3 Vokale und müssen daraus ein Wort oder Wörter „erfinden“, die diesen Begriff umschreiben. Danach werden alle Begriffe sowie ein zufälliger in die Mitte gelegt und die Mitspieler dürfen dann Tips geben, welches Wort wohl gemeint sein kann. Auch wenn Bernd am Anfang erst gemeckert hat, hat er dann zum Schluß doch noch souverän die Partie gewonnen. Krazy Wordz ist super schnell erklärt, es werden sofort alle Mitspielenden mit einbezogen und es gibt so gut wie keine Downtime. Und viel zu lachen gibt es auch, wenn man z.B. in der Erwachsenenversion den Namen eines schwedischen Pornodarstellers “erfinden” muß!

Rajas of the Ganges (Huch)

Auch wieder so ein Alltime-Classic. Skaliert sehr gut in allen Besetzungen (2,3,4), hat einen tollen Flow, einen (mir zu) bunten Spielplan und ist mal etwas anderes mit der gegensätzlich laufenden Geld/ Siegpunktleiste. Ist für ein oder zwei Stündchen an einem verregneten Sonntagnachmittag gut und wird immer in der Sammlung bleiben. Punkt!

Dice Stars (wizkids)

Bisher immer nur solo gespielt, habe ich letzten Samstag mit Bianca mal ein Tänzchen auf den Würfeln gewagt. Vom Feeling her ist es ein einfach gehaltenes Qwixx und es hat uns so gut gefallen, das wir gleich vier Partien hintereinanderweg gezockt haben. Ein richtig kleiner Underdog. Macht Spaß!

Stadt der Spione: Estoril 1942

Um es vorneweg zu nehmen: Das war nix und muss leider wieder gehen. Wir bilden aus sechs großen Stadtplättchen das Spielfeld. Darauf kommt auf jedes Feld ein Belohnungsplättchen. Danach platzieren wir unsere Charaktere, die wir auf der Hand haben nach gewissen Einsatzregeln offen und verdeckt und am Ende der Runde gewinnt derjenige das jeweilige Plättchen, wer die meisten Punkte auf den ausgelegten Karten hat. Hat mir mit 2 Spielern überhaupt keinen Spaß gemacht, der Ablauf war irgendwie immer derselbe und da hilft mir auch der tolle Grafikstil nicht weiter. Schade drum!

Caldera Park (Pegasus)

Kramer/Kiesling haben wieder zugeschlagen und veröffentlichen schon das zweite Spiel mit “Park” im Namen. Dreist: Bei Deep Print Games machte man es sich einfach, denn Caldera Park kopiert nahezu 1zu1 seinen Vorgänger Savannah Park. Hier tauschte man lediglich den Grafikstil aus, benannte die Plättchen anders und fertig ist der Nachfolger; was für eine Unverfrorenheit, denn immerhin verlangt Pegasus für beide Titel den Vollpreis von ca. 30 €.

Zum Spiel: Caldera Park erinnert entfernt an Cascadia. Auch hier sollten wir möglichst viele gleiche Tiergruppen (bestenfalls mit Wasserlöchern) aneinanderlegen, denn am Ende zählt für jedes Tier die größte Tiergruppe multipliziert mal der Anzahl der Wasserstellen. 

Wetterplättchen, die ich jede Runde legen muß, können die Wertung nochmals beeinflussen, denn diese verheißen in der Regel nichts Gutes. So gibt es z.B. Plättchen, an die sollte kein einzelnes Tier angelegt werden, denn diese werden bei der Endwertung nicht mitgezählt.

Fand ich jetzt eine nette Puzzelei – gut geeignet für Familien, die mal eine Stunde Zeit haben.

Animal Kingdoms (Game Factory)

Putziges Areacontrol mit hübsch illustrierten Karten. Schön variabel durch die verschiedenen Aufgabenkarten, die an die Gebiete angelegt werden können. Habe ich am Anfang nur mit Bianca gespielt, da war es eher lame, dann danach nochmal mit 5 Leutchen im Brettspielclub und da spielte es dann seine Stärken aus. Für so ein unscheinbar daherkommendes Familienspiel ist es letzten Endes dann doch sehr taktisch und leider auch etwas glückslastig, wenn man nicht die richtigen Karten zieht.

Time Bomb Evolution (iello)

Der kleine Bruder von dem großartigen “Tempel des Schreckens”. Wir ziehen am Anfang eine Karte, die uns sagt, ob man im Team Sherlock oder Team Moriaty ist. Die Schlimmfinger wollen 4 Bomben einer Farbe explodieren lassen, die Sherlocks wollen eine gewisse Anzahl von Entschärfungskarten finden. Dazu gilt es, geschickt Fragen zu stellen.

Hat nicht bei allen gezündet und ist irgendwie auch merkwürdigerweise ein wenig limitiert, was die Fragerei angeht. Ganz okayish für große Runden.

Rapido (Game Factory)

Björns kleines Indiejuwel hat mal wieder richtig Böcke gemacht. Mit fünf Leuten im Club ging die Post ab: würfeln, zocken, hoffen das seine Würfel auch da liegen bleiben, wo man sie hingelegt hat, fluchen und sich einen Ast abfreuen, wenn man mal wieder einen Pasch gewürfelt hat – Rapido spielt mit der ganzen menschlichen Gefühlspalette Klavier. Geheimtip! Wer es noch nicht hat – holen!!!

Unfair (Corax Games)

Quasi als Absacker als letztes Spiel im Club kam das konfrontative Freitzeitparkaufbauspiel zu viert auf den Tisch. Die Mädels wollten erst “nett” spielen (es gibt eine eine Karte, die besagt, das man Attraktionen in anderen Parks nicht kaputtmachen kann), das wurde von Bernd und mir aber vehement abgelehnt, immerhin heißt das Ding nicht umsonst “Unfair”.

Dann mussten erstmal ein Haufen Karten zusammengemischt werden – mit 4 Leuten spielt man dann logischerweise auch mit 4 Decks. Das Spiel lebt m.E. nach von den Ereignissen, die man am Anfang einer Runde spielen kann, die mal hübsch fies aber auch unheimlich belohnend sein können.

Trotz seiner scheinbaren Komplexität, die uns das Spiel vorgaukeln will, gingen die Runden dann doch ziemlich flott. Allen Unkenrufen zum Trotz hatten wir erstaunlicherweise gar nicht so fies gespielt – mal hier eine Attraktion geschlossen, mal da einen Mitarbeiter entlassen – so richtig weh tut das erst, wenn man seine Superattraktion mit vielen Erweiterungen gebaut hat und die dann für eine Runde geschlossen wird – dann ist nix mit Schotter, und Kohle brauchst du immer. Beim nächsten Spiel weiß man es besser und stellt sich halt breiter auf. Ich sah jetzt niemandem am Tisch, dem es so gar nicht gefallen hat. 

Las Vegas (alea)

Der kleine Würfelspaß um das große Geld. Freude und Leid liegen hier nah beieinander und mit dem dritten Mitspieler als Bot funktioniert das sogar sehr gut zu zweit.

Hegemony (Giant Roc)

Nach langem Warten traf dann endlich vor zwei Wochen das Spiel ein, welches quasi eine Volkswirtschaft simuliert (kann man das so sagen?!?). Jede/r spielt dabei eine Fraktion (Arbeiterklasse, Mittelklasse, Kapitalisten und der Staat), die alle von Ihren Aktionen asynchron sind. Da höre ich schon die ersten den Mittelfinger heben und „Root!“ schreien. Jein.

Etliche Fraktionen haben nahezu identische Aktionen, denn drei der Parteien machen im Grunde genommen nichts anderes als Arbeitskräfte einzustellen oder zu feuern, Unternehmen zu gründen und Waren zu produzieren. Der Staatspieler hingegen hat die Aufgabe, die anderen drei so zu steuern, das alle gleichermaßen zufrieden sind. Einer der Hauptelemente des Spiels stellt die Politiktabelle dar, dessen Funktionen mit Abstimmungen geändert werden können. Hier werden z.B. Steuern erhöht oder gesenkt, die Einwanderung gesteuert oder die Preise für Gesundheit oder Bildung angepasst.

Vor den Regeln hatte ich, ehrlich gesagt, aweng Schiß. Denn wir bewegen uns schon im Expertenbereich und die normale Hauptregel ist eine Wüste aus Text. Nach einem tolen Video von Peaky Boardgamer war vieles klar, und auch die sehr guten Übersichtsblätter, die jeder Fraktion nochmal beigelegt sind, haben viel zum Verständnis beigetragen. Hier auch nochmal ein Extralob für die exzellente deutsche Übersetzung der Spieleschmiede. Nach drei Runden brauchten wir diese kaum noch.

Auf der Suche nach Mitspielern stellten sich dann letzte Woche schlußendlich Yvonne und Markus der Aufgabe, Ihre Fraktion nach vorne zu bringen. Leider blieb die Suche nach dem vierten Mitspieler erfolglos, so blieb der Staat außen vor. Yvonne hatte das klare Ziel hatte, viele Ihrer Arbeiter in den Unternehmen des Staates, der Mittelschicht und vor allem in den Ausbeuterfirmen von Kapitalist Markus unterzubringen Die Mittelschicht hingegen setzt auf qualifizierte Arbeitskräfte und kann, im Gegensatz zur Arbeiterklasse, eigene Unternehmen gründen. Dort wird nicht Unmengen an Gehalt gezahlt, was sich später noch als Gamechanger herausstellen sollte. Interesse an Veränderungen an der Politiktabelle hat ich eher nicht, so das ich bei den häufigen Abstimmungen das Ergebnis schulterzuckend zur Kenntnis nahm. Nur ein oder zweimal war die Abstimmung interessant für mich, aber das lief auch alles zu meinen Gunsten. Dennoch war es spannend zu sehen, wie Yvonne und Markus sich die Köppe einschlugen.

Markus hingegen skalierte, wie man es von einem Geldsack erwartete, stark; sowohl in die Höhe als auch in die Breite, gründete massiv Unternehmen und musste auch noch Leute von Yvonne und mir dort einstellen und verlor die ersten zwei Runden, wie man es von einem Geldsack erwartete, den Überblick über Gewinne, Gehälter und Steuern, die gezahlt werden mussten und hatte enorm schnell, wie man es von einem Geldsack erwartete, zwei fette Kredite am Arsch. Diese summierten sich zum Ende des Spieles auf vier, was ihm das Genick brach, denn für jeden nicht zurückgezahlten Kredit verliert man mal eben fünf Siegpunkte.

Yvonne dagegen setzte Ihre beiden Superkräfte (Streiks und Demos) wenig inflationär ein und ließ ihre Arbeiterbienen in den schmutzigen Werkshallen und versifften Versicherungen von Markus für einen Hungerlohn knechten. Zudem versäumte sie es, Gewerkschaften zu gründen. Diese bringen aber pro Gesellschaft jede Runde einen Siegpunkt. Das kostete den Sieg.

Ich kleiner Schlawiner versuchte mit der Mittelklasse das Mittelmaß zu halten, was mir auch mittelmäßig gelang. Aber dennoch lief es gut. Geldprobleme kannte meine Klasse nicht, hatte ich doch meine Leute in übermäßiger Zahl sowohl in Markus seine Sklavenbetriebe als auch in Betriebe des Staates reingezeckt. So kam am Ende einer jeder Runde ein warmer Geldregen in Form von Gehältern auf das Konto und die Abgaben hielten sich wegen moderater Besteuerung in Grenzen. Ab und zu musste ich die meine Leute dazu animieren mal eine Sonderschicht einzuschmeissen, um die Bevölkerung zu ernähren (ja, das muß auch gemacht werden!). Punkte machte ich in den letzten Runden vor allen mit dem Verkauf von Gesundheit, was mir wiederum Wohlstand brachte und Wohlstand sind am Ende des Tages bei dieser Klasse Siegpunkte.

Ich liebe es, wenn Spiele Geschichten erzählen, und Hegemony kann ganze Romane erzählen. Es passiert während der Partie soviel auf dem Brett, das es unmöglich ist, hier alles aufzuzählen. Man kann anderen wunderbar in die Suppe spucken, wenn mal wieder an der Politiktabelle rumgepfuscht wird oder man aus lauter Boshaftigkeit (weil man vielleicht keine Chance auf den Sieg hat), seine Unternehmen verkauft und Leute in die Arbeitslosigkeit entlässt. Keine Jobs, keine Löhne – Kredit incoming!

Selten hatte ich so ein interaktives Spiel auf dem Tisch gehabt – mit den richtigen Leuten, die Bock auf TrashTalk haben und frustresistent sind, ist Hegemony ein wahrer Brettspielgenuß.

Pulsar 2849 (Czech Games Edition)

Junge, braucht das Platz.

Unverdienterweise führte der quasi-Vorgänger zu Evacuation ein Schattendasein in meinem Regal und erblickte dann mal wieder das halogenbeschienene Licht des Spieltisches. Wir düsen auf unterhaltsame Weise durchs Weltall, landen auf Planeten, grabben dafür Belohnungen ab, erforschen neue Technologien und bringen die namensgebende Pulsare zum „Spinnen“, die uns jede Runde kontinuierlich Siegpunkte bringen. Bibi und ich fanden das so gut, das wir in kurzer Zeit gleich 4 Partien hintereinander wegzockten.

Ist alles aufgebaut, wird man ehrfürchtig erstaunt sein, denn die Tischpräsenz ist riesig – im ersten Moment könnte man denken, hier liegt ein Twilight-Imperium-Light auf dem Tisch – aber weit gefehlt. Die Züge gehen nach 2 Partien so flott von der Hand, das wir die letzten Spiele in knapp 45 Minuten durchgerockt haben.

Ich bin wirklich froh, es noch nicht in den Gebrauchtmarkt gepfeffert zu haben, denn Pulsar 2849 ist ein richtiges Kleinod.

Etliche Sachen mehr gingen noch über den Tisch, zu denen ich mich jetzt aber nicht mehr äußern werde – waren ein paar richtig gute Dinger dabei, leider aber auch ein paar wenige Rohrkrepierer:

Coimbra, HILO, Kerker, Sea, Salt & Paper, Total Regal, Dragon Castle, Die Wölfe, Sagrada, Marrakesh, Alubari, New York Zoo, Dune: Imperium, Heaven & Ale, Small Samurai Empires, Merv, Hit Z Road, Little Town, Mahé, Mandala Stones, Shogun Big Box, Alte Dunkle Dinge, Sagrada, Brian Boru, Texas Showdown, Citrus, Terror Below, Aurimentic