KW 1/23

Prototyp 

Monatelang in der Schublade verschwunden, wurde es mal Zeit, mein geniales und noch nie dagewesenes Spielkonzept einem spielerischen Greenhorn zu erklären. Zu zweit funktioniert 

Würfel über Würfel

das leider noch nicht ganz so gut. Alle drei Partien endeten jeweils mit dem Verlust aller Lebenssteine eines Spielers, was vermutlich daran lag, das wir zuviele Würfel im Vorrat hatten. Hier muß ich nochmal an einigen Stellschrauben drehen, nur um es dann wieder monatelang in der Schublade verschwinden zu lassen.

Ohne mich großartig loben zu wollen ist das eine glatte  ➡9️⃣

Würfelkönig – Das Brettspiel (HABA)

HABA geht den nächsten Schritt und pimpt den Vorgänger mit einem Area Control-Mechanismus auf, damit die Kleinen auch mal lernen, wie man anderen Kleinen fies in die Suppe spuckt. Der Star des Spiels sind dieses Mal nicht die Karten, sondern die mitgelieferte Karte, auf der wir uns ausbreiten. Dabei bleibt das Spielprinzip ähnlich. Wir würfeln, kriegen im besten Fall eine Karte, die einen Effekt aufweist, den wir dann ausführen.  So breiten wir uns nach und nach auf der Map aus, sammeln Diamanten ein, nehmen anderen Gebiete weg oder schnappen uns Drachenfeuer. Punkte gibt es mittlerweile nicht mehr für Karten, sondern für zusammenhängende, eroberte Gebiete, Diamanten oder einmalig Punkte am Ende des Spiels für denjenigen mit den meisten gesammelten Drachenfeuern.

Area Control für Kinder? Funktioniert! HABA dreht vorsichtig an den Reglern von Würfelkönig und erweitert es noch um Gebietskontrolle. Macht das Spaß? ja. Ist es innovativ? Nein. Nach erst einer Partie kann ich jetzt noch nicht so viel zu sagen aber Würfelkönig – Das Brettspiel macht erstmal alles richtig und sollte auch jüngeren Spielern mit einer gewissen Frustresistenz Spaß machen.

Ersteindruck  ➡️ 6️⃣

Kunterpunkt (Frech Verlag)

Björns nächster Vorschlag war eine Messeneuheit. Aus der Packung kullerten sechs Würfel und ein Block. Aha – ein Roll´N´Write.

Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Nach Maries Erklärung sind mir fast die Füße eingeschlafen. Der Startspieler würfelt, nimmt die ersten beiden niedrigen Würfel, danach darf jeder nachfolgende Spieler genau einen Würfel nehmen und der Startspieler darf sich nun auch noch einen Würfel aussuchen. 

Danach kritzeln wir unsere Würfelergebnissen in die dafür vorgesehenen Felder. Der Clou: Man kann Würfel aufsplitten. Das Prinzip kann ich hier textlich schlecht erklären, es hat was mit der Position der Augen auf der Würfelseite zu tun. Dieser kleine Dreh macht aus einem schlechtem doch noch ein mittelmäßiges Spiel. Positiv aufgefallen ist mir die kurze Spieldauer. Negativ: Die Welt braucht nicht noch ein mittelmäßiges Roll’N’Write, das nach einigen Monaten in der Bedeutungslosigkeit verschwindet.

Ersteindruck  ➡️ 4️⃣

Hakenschlagen (Gerhards Spiel und Design)

Wenn Brettspiele eine Liason eingehen könnten, dann wäre Hakenschlagen das uneheliche Kind von Dame und Billabong.

Hier bewegen wir unseren Hasen über ein Feld von bunten Chips. Einmal und hin und wieder zurück. Wer seinen Hasen als erster zur Ziellinie bewegt, gewinnt. Die Bewegung findet über drei Kugeln statt, die man zufällig aus einem Stoffsack zieht. Aber wehe, eine rote Kugel kommt ins Spiel, dann darf man den Fuchs neben eine Spielerfigur stellen. Derjenige darf, solange der rote Fuchsmeeple neben seinem Spielstein steht, nur eine Kugel ziehen. So ist jede Partie ein Hauen und Stechen mit hohem Anschreifaktor.

Tolles Material, tolles Spiel

Es ist schade, das dieser kleine Verlag, der jedes seiner Spiele immer noch in Handarbeit aus hochwertigen Materialien herstellt, so unter dem Radar läuft. Ich habe schon etliche Spiele von denen auf dem Tisch gehabt und alle waren gut bis großartig.

Hakenschlagen ist in 5 Minuten erklärt, super eingängig und auch für Nichtspieler ein großartiger Einstieg in die Brettspielwelt. Das Spielmaterial ist sowieso über alle Zweifel erhaben.

Von mir gibt hier ne satte ➡️ 8️⃣

Nessos (iello)

Kennt Ihr Meiern? Oder Mäxchen? Oder Lügen? Es gibt für dieses Bluffspiel mit den zwei Würfeln viele Namen. Nessos ist Meiern (oder Mäxchen oder Lügen) mit Karten. Gerade in großen Runden bei uns im Club ein gern gesehener Opener.

Jeder Spieler kriegt 5 Karten. Die zeigen Zahlen von eins bis zehn oder (rot) oder Charonkarten ohne Zahl (grün). Wenn der Startspieler am Zug ist wählt er eine seiner Karten von der Hand und legt diese verdeckt vor einen anderen Spieler. Ist es eine rote Karte so muß man die Wahrheit sagen (also die Zahl die auf der Karte steht). Ist es eine grüne, so sagt man eine Zahl zwischen 1 – 10. Nun hat der „Beschenkte“ drei Möglichkeiten:

  • Er gibt die Karte wieder zurück und derjenige muß die Karte aufdecken und vor sich legen
  • Der Beschenkte dreht die Karte um und legt diese vor sich hin
  • Der Beschenkte legt noch eine Karte dazu, nennt eine Zahl und gibt beide Karten einem weiteren (aber nicht dem vorherigen Spieler) weiter. Dieser darf dann wieder aus den drei Möglichkeiten wählen

Sollten die Karten bei einem dritten Mitspieler landen, so hat der nur noch zwei Möglichkeiten, aufdecken oder dem vorherigen Spieler wieder zurückgeben.

Griechisches Bluffzeugs

Wer am Ende einer Runde eine gewisse Punktzahl an Karten (abhängig von der Spielerzahl) vor sich liegen hat, gewinnt. Wer allerdings seine dritte Charonkarte aufdeckt, für denjenigen heißt es „Game Over“ – er/sie scheidet aus.

Ein richtig schönes Ärgerspiel haben sich da die Autoren Takaaki Sayana &Toshiki Arao zusammengeklaut, den die Ähnlichkeit zum Würfelspiel ist schon sehr verblüffend. Nichtsdestotrotz haben wir immer wieder Spaß mit dem Ding – eine Partie ist unheimlich schnell gespielt. Tolles Ding und von daher ➡8️⃣

Bruxelles 1893 (Pearl Games)

Bruxelles 1893 ist ein Worker-Placement-Spiel mit Biet- und Mehrheitskontrollelementen. Jeder Spieler ist ein Architekt des späten 19. Jahrhunderts und versucht, durch verschiedene Aktionen ein architektonisches Werk im Jugendstil zu erreichen. Das erfolgreichste Gebäude bringt die meisten Punkte. Jeder Spieler kann auch Kunstwerke erstellen, um seine Punktzahl zu erhöhen.

Das Aktionsbrett ist modular aufgebaut, wobei nicht jeder Spieler in jeder Runde Zugriff auf jede Aktion hat. Einige Aktionen kosten Geld – hochwertige Materialien erwerben, ein Level Ihres persönlichen Hauses bauen, einen Gönner finden, ein Kunstwerk schaffen, dieses Kunstwerk für Geld und Prestige verkaufen – während andere Aktionen kostenlos sind, aber möglicherweise dazu führen können, dass man einen seiner Arbeiter verliert; Zu diesen letzteren Aktionen gehören der Erwerb von minderwertigen Materialien, die Aktivierung Ihrer Patrons, der Besuch der Börse und die Durchführung einer der kostenpflichtigen Aktionen. Wenn alle weitergekommen sind und weitere Aktionen durchgeführt haben, endet die Runde und die Spieler haben eine Kunstausstellung, während der sie Werke verkaufen können. Danach erhalten die Spieler Prestigepunkte oder Bonuskarten basierend auf den Symbolen, neben denen sie ihre Arbeiter auf dem Aktionsbrett platziert haben.

Nach fünf Runden endet das Spiel und die Spieler erhalten Bonuspunkte basierend auf ihrem Architektenlevel, ihren Bonuskarten, wie gut sie ihre Arbeit erledigt haben und ihrem verfügbaren Geld. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

https://boardgamegeek.com/boardgame/144592/bruxelles-1893

Auch bei der zweiten Partie bestätigt sich der positive Ersteindruck. Hier hat Autor Etienne Espreman neben einem simplen Workerplacer noch etliche andere Mechanismen, wie Mehrheitenwertungen auf dem Jugendstilplan, eine simple aber effektive Bietmechanik oder die Begrenzung der Einsetzfelder durch Verkleinerung des Spielfeldes einige richtige pfiffige Ideen ins Spiel eingewoben.

Die grafische Gestaltung von Alexandre Roche (der auch Troyes bedildert hat) mag mit seinen Sepiafarbenen Matsch nicht jedem gefallen, passt aber dennoch zu der Zeit, in der das Spiel stattfindet.

Tatsächlich findet im Spiel doch etliches an Interaktion statt, denn man kann den anderen herrlich Workerfelder wegnehmen oder auch das Schaufenster des Kunstmarktes für seine eigene fiesen Pläne missbrauche – immerhin sind alle Informationen von allen SpielerInnen jederzeit offen einsehbar.

Leider out-of-print würde ich Interessierten empfehlen im Gebrauchtsektor zuzuschlagen denn ihr kriegt hier einen richtiges Workerplacerjuwel.

Deshalb gibts hier deswegen verdiente ➡8️⃣

außerdem gespielt:

Weather Machine (Skellig Games)

Kingdom Death Monster

Tawantinsuyu (Board & Dice)

Come together (Chilifox Games)

Trickerion (Mindclash Games)

Welcome To The Moon (Pegasus Spiele)

Civilization A New Dawn (Asmodee/Fantasy Flight Games)