Nach etwas längerer Abstinenz haben wir uns wieder entschieden, an der jährlichen stattfindenden Veranstaltung, die vom Pegasusverlag initiiert wird, teilzunehmen.
Dafür stellt der Verlag vier topaktuelle Spiele zur Verfügung, die im Rahmen dieses Tages gespielt werden können. Dieses Jahr befanden sich Intarsia, Waffelzeit, A.I.Space Puzzle und Roaring 20’s im Paket. Erfreulicherweise fanden 8 Neugierige den Weg in die Mühle, womit die Teilnehmerzahl dann auf über 20 Personen schnellte. Das hat uns natürlich sehr gefreut. Großartige Scheu gab es seitens der BesucherInnen nicht, alle waren sehr offen und nach kurzer Zeit waren dann drei Spieltische belegt. Nachfolgend möchte ich hier nochmal einen kurzen Überblick über die Neuheiten und das Feedback der SpielerInnen geben.
Instarsia (Autor: Michael Kiesling)
Vermutlich das Highlight des Tages. Wir befinden uns im Café de Paris, das seine besten Zeiten hinter sich hat. Wir möchten unserem Geschäft neues Leben einhauchen und dafür braucht der Bodenbelag eine Frischzellenkur. So legen wir im Laufe des Spieles Parkettteile (die namensgebenden Intarsien). Diese müssen wir an Holzkreuze, die zur Abgrenzung dienen, farblich passend anlegen. Ein komplettes Set besteht aus vier unterschiedlichen Teilen (3 Intarsien und zum Schluß wird noch ein weißer Tisch dazugestellt). Um diese Teile überhaupt platzieren zu dürfen, müssen wir diese mit den farblich passenden Karten bezahlen. Bezahlen wir mit 2 Karten, dürfen wir uns eine Karte wieder aus dem Vorrat nehmen, die innere Intarsie kostet schon drei Karten, aber immerhin darf man sich dann wieder 2 Karten aus dem Vorrat nehmen. Zudem liegt noch ein weiteres Tableau aus, auf denen bestimmte Kombinationen aus Intarsien zu sehen sind. Erfülle ich eine dieser Kombinationen am Ende meines Zuges, darf ich mir das Plättchen nehmen, was immer auch Siegpunkte mit sich bringt. Am Ende von drei Runden kommt die große Abrechnung, wo kieslingtypisch nach hinten raus die Punkte explodieren, da der komplette Boden nun nochmal nach Fertigungszustand Siegpunkte bringt.
Nach Azul haut der Erfolgsautor mal wieder einen raus. Die Optik der lasergeschnittenen Holzteile ist richtig toll. Die eingängigen Regeln sind innerhalb von 10 Minuten erklärt und das Spiel selber dauert zu viert kaum länger als eine Stunde. Es ist total befriedigend, wie die unterschiedlichen Intarsien haargenau ineinander passen und so am Ende ein toller Parkettboden entsteht. Das Feedback war einhellig – keine kritischen Kommentare, allen hat es sehr gut gefallen. Es ist vielleicht nicht der ganz große Wurf wie Azul, aber unter dem Strich bleibt ein tolles Spiel, das man immer mal wieder gerne rausholt.
A.I. Space Puzzle (Autoren: Katarzyna Cioch, Mateusz Wolski, Sylwia Smolinska, Wojciech Wisniewski)
Wer schonmal Codenames gespielt hat, weiß, was die Stunde geschlagen hat. In diesem kooperativen Deduktionsspiel von Portal Games müssen wir in einem 4×4 Raster innerhalb einer gewissen Rundenanzahl Astronauten auf Ihren passenden Ort stellen. Aber nicht nur das – vier verschiedene Schlüssel müssen den Astronauten auch noch zugeordnet werden. Dazu spielt ein Mitspielender die KI, die sich nur über Symbole den Ratenden mitteilen kann. Welche Plättchen die KI benutzen darf, um sich mitzuteilen, wird im Szenarienheft festgelegt.
40 Szenarien werden mitgeliefert, die sich in der Schwierigkeit nach und nach steigern. Björn hat erfreulicherweise die KI gemimt und durfte sich dann nur noch über Symbole mit uns verständigen. Wir haben dann noch typische „Robotergeräusche“ hinzugefügt, um dem Spiel noch das gewisse Flair zu geben. Die ersten beiden Szenarien waren wirklich kinderleicht, und es stellte sich dann Ernüchterung ein. Wir hatten dann aber (glücklicherweise) noch einen Versuch mit dem nächst höheren Schwierigkeitsgrad gewagt und – uiuiuiui, das war schon ein ganz anderer Schnack. So durfte die KI, wie in den Partien davor, keine Farbplättchen zeigen. Dafür hatten die Rater aber 9 anstatt 5 Runden Zeit. Ich musste kurz den Tisch verlassen und stieß in der vorletzten Runde wieder dazu. Noch in der letzten Runde gab es den entscheidenden Move und so konnte das Szenario erfolgreich beendet werden. Ein höchst befriedigendes Gefühl für alle.
AI Space Puzzle ist für all diejenigen was, die Lust auf Deduktion haben. Alles steht und fällt natürlich, wie die KI Ihre Plättchen auslegt und was die Mitspielenden daraus lesen. So ist es für eine eingespielte Truppe vielleicht ein wenig leichter als für wildfremde Leute, die sich das erste Mal damit beschäftigen. Auch hier war das Feedback durchaus positiv, bemängelt wurde nur diese Ablage, die auf so einer Art angekippten Pappgestell liegt. Der KI-Spieler konnte so gar nicht die Informationen über die Schlüssel sehen, die zugeordnet wurden. Wir haben dann einfach das Pappgestell weggelassen. Das ist aber auch echt nur Meckern auf hohem Niveau. Freunde von „Codenames“ können hier gerne mal einen Blick drauf werfen.
Roaring 20s (Autor: Leo Colovini)
Was für ein selten dämlicher Titel und was für eine selten dämliche Hintergrundstory. Wir schmeißen eine Party und wollen mit den tollsten Dinos protzen, die wir in diesem Kartenspiel ersteigern. Junge, junge, was hat der Erfinder denn geraucht? Überraschenderweise verbirgt sich hinter dieser hanebüchenen Idee ein passables Spiel. Am Anfang einer jeden Runde wird ein Dino aufgedeckt (die es mit den Zahlen 1 bis 10 und einem Joker gibt), auf den wir nun mit unseren Handkarten bieten können.
Dabei wollen die Echsen entweder bestimmte Arten von Snacks (in Form von Früchten) oder Klunker (in Form von Diamanten). Der Clou dabei: Man darf entweder nur mit den favorisierten Früchten bieten oder nur mit Klunkern. Beides mischen ist nicht erlaubt. Einerseits möchte man Dinos mit vielen Siegpunkten haben, die als Sterne in der linken oberen Ecke der Karten angezeigt werden, andererseits möchte man auch Dinos haben, um damit Straßen oder Zwillinge oder Drillinge zu vervollständigen. Straßen zu bilden ist schwierig, kann sich am Spielende auszahlen, denn je länger eine Straße ist, umso mehr Punkte ist sie wert. Je weiter das Spiel fortschreitet, umso heftiger ging bei uns das Hauen und Stechen los. In der Auslage befinden sich immer eine Karte weniger als Mitspieler. Wenn jemand nicht bieten kann oder will, darf er sich eine dieser Karten aussuchen, indem er seine „Meins“-Karte drauf spielt und diese am Ende der Bietrunde als Belohnung auf die Hand kriegt. Hier ist gutes Taktieren gefragt. Lasse ich jetzt lieber den Dino sausen und habe dafür im nächsten Zug eine gute Karte mehr zum Bieten auf der Hand oder schnapp’ ich mir den Dino um vielleicht ein Drilling zu vervollständigen? Da waren alle gut dabei – Downtime gibt es so gut wie keine, weil eine Bietrunde kaum länger als ein paar Minuten dauert und man schon mit den anderen mitfiebert, wer sich den Dino nun krallt. Machen wir uns nichts vor – das Thema ist wirklich aufgesetzt und man hätte auch auf alles andere bieten können. Die Illustration der Dinos ist hingegen richtig toll – Annika Heller, die ja auch schon für „5 Towers“ die Grafik verantwortet hat, zaubert mit Ihrem Tuschkasten wieder liebevolle und vor Details strotzende Bilder der Echsen. Trotz der kleinen Mankos hatten wir alle viel Spaß und das ist das wichtigste. Wer noch kein Bietspiel hat und sich nicht an dem Thema nicht stört, der macht hier mit knapp 10 Euro nichts falsch.
Waffelzeit (Autor Maxime Demeyere)
In Waffelzeit wollen wir unsere Waffel mit Sahne, verschiedenen Früchten und Klecksen von Sirup belegen. Wer das nach 8 Runden am besten gemacht hat, gewinnt das Spiel. Puuh, schon wieder so ein generisches Puzzleding, dachte ich schon in den ersten Minuten. Der Auswahlmechanismus, wonach ich mir immer zwei Zutaten nehmen darf, ist tatsächlich sehr gelungen, was den Rest des Spieles aber dennoch nicht besser macht. Dabei macht Waffelzeit von der Optik her eigentlich alles richtig: Die Früchte sind toll gezeichnet (am Tisch kam öfter der Spruch: „Oh Mist, jetzt kriege ich Hunger) und der Sirup wird in Form von kleinen orangen Glasperlen auf das Feld gelegt. Leider reicht das alles nicht, um sich aus dem Dickicht der Puzzlelegespiele herauszuheben. Dafür ist das, was man in Waffelzeit macht einfach zu generisch. Bemängelt wurde außerdem die nicht ganz eindeutige Symbolik in der Anleitung. Zudem wird wohl zu wenig Sahne auf den Auswahlplättchen ausgegeben. Wer noch gar kein Legespiel hat, kann hier bedenkenlos zugreifen – Thema und Optik ist richtig gut und die Regelen sind auch von Wenigspielern innerhalb weniger Minuten verinnerlicht. Nichtsdestotrotz wird Waffelzeit vermutlich in der Bedeutungslosigkeit versinken.
Neben den uns zur Verfügung gespielten Games kamen auch noch Dorfromantik und Port Royal auf den Tisch. Die Stimmung war den ganzen Tag über gut und fast alle blieben dann auch bis zum Ende der Veranstaltung gegen 18 Uhr. Gerne würden wir auch 2025 beim Pegasus-Spieletag dabei sein, so die einhellige Meinung.